Wanderreise in der türkischen Ägäisregion

 

Ein Reisebericht von Heidi Baumli

 

Bereits das Kennenlerntreffen im Atelier von Gabi Kopp in Luzern war vielversprechend. Bei türkischen Knabbereien lernte sich die Gruppe kennen. Yusuf Kücük gesellte sich online zu uns, Fragen wurden geklärt und die Vorfreude und Neugier auf die Reise wuchsen.

 

Nach der Ankunft in Izmir fuhren wir nach Kuşadası. Die ersten fünf Tage waren wir mit dem Tagesrucksack wandernd im Gebiet Bafasee und Latmosgebirge unterwegs. Der Bus folgte mit dem Gepäck.

Yusuf kennt die Wege in- und auswendig. Wir wanderten zum Sieben Brüder Kloster, erkundeten die karische Kultstadt Labranda und fanden in einer Höhle prähistorische Felsenmalereien. Wir krackselten über Steine, zerkratzten uns die Beine an den kleinwüchsigen Kermes-Eichen und wanderten auf karischen Pfaden durch fantastische, urtümlich versteinerte Landschaften. Die Pinienwälder wirken mystisch schön und die grossen Felsbrocken erinnern mit etwas Fantasie an Schildkröten, Adler oder andere Lebewesen.

Offensichtlich war die Trockenheit, die seit Monaten die Gegend plagt und für Wasserknappheit in den Dörfern sorgt. Auch der grossflächige Kaolinabbau (für die Herstellung von Porzellan u.w.) hinterlässt grosse Narben in der schützenswerten Landschaft.

In den zwei Bergdörfern İkiztaş und Bağaçık übernachteten und assen wir bei Dorffamilien. Der Ruf des Muezzin, das Krähen der Hähne am frühen Morgen und die Katzen und Hunde wurden zu unseren täglichen Begleitern. In einer Produktionsstätte erfuhren wir, wie gefährlich die Ernte von Pinienzapfen und wie aufwändig deren Verarbeitung ist. Jetzt wurde klar, warum Pinienkerne so teuer sind.

 

Unsere Gruppe verstand sich sehr gut, war breit interessiert, humorvoll und unkompliziert. Wir profitierten gegenseitig von unserem Wissen und unserer Erfahrung.

 

Gabi brachte uns vor allem die türkische Küche und deren vielfältige Spezialitäten näher. Sie machte uns auf Lebensmittel wie Früchte, Gemüse, Kräuter oder Gewürze aufmerksam und erklärte ihren Verwendungszweck. Viele der Leckereien, die wir kosteten, sind in Gabis Kochbuch zu finden.

 

Yusuf steckte uns mit seiner Leidenschaft für die Archäologie an, zeigte uns versteckte und berühmte Ausgrabungsstätten wie Ephesos oder Priene und erklärte die geschichtlichen Zusammenhänge. Dank seines Humors wurde es nie langatmig. Er weckte mit seinem fundierten Wissen unser Interesse für die Hetiter und die Antike. Wir lernten, dass es in der Region neben den Römern, Griechen und Türken auch viele weitere Volksgruppen gab.

 

Auch unser liebenswürdiger Fahrer Mesut begleitete uns zuverlässig durch alle Tage. Mit seinem Minibus sauste er mit uns über breite Schnellstrassen, fuhr kurvige Bergstrecken und manövrierte über holprige Dorfsträsschen. Wir konnten entspannt mitfahren und die herrlichen Landschaften geniessen.

 

Unserem Dreamteam an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

 

Die Unterkünfte hätten nicht unterschiedlicher sein können. Vom Matratzenlager auf dem Wohnzimmerboden der Bauernfamilien über den Familienbetrieb und dem feinen Boutiquehotel bis zum unpersönlichen Grosshotel war alles dabei. Doch eines war allen gemeinsam: Das Essen war stets vorzüglich!

Wir genossen die Dorfgerichte und Hausfrauenküche, die Meze, Pide und Gözleme, Fische vom Grill, Gourmetgerichte, Fleischspiesschen, die reifen Feigen und süssen Nachspeisen der grossen türkischen Küche.

 

Unsere Eindrücke waren kontrast- und abwechslungsreich. Mal erlebten wir das einfache Leben im Dorf, die Natur in den Bergen, bestaunten prähistorische Felsenmalereien und Ruinen von Klöstern und Befestigungsanlagen in abgeschiedenem, unwegsamem Gelände. Wir tauchten in den quirligen Bazar von Tire oder ins touristische Pamukkale ein. In archäologischen Ausgrabungsstätten wurden wir durch die Erzählungen von Yusuf in die Zeit der Hetiter, der Griechen, Römer und alten Christen zurückversetzt.

 

Wir erhielten Einblicke in verschiedene Handwerke wie Filzherstellung, Tücher weben, Teppiche knüpfen und Seidenherstellung und die frühere Olivenölgewinnung. Dank des strömenden Regens in Selçuk fanden wir bei einem Händler Unterschlupf und lernten eine eigene Keramiktechnik der Region kennen. Wir sahen Sesam - und Baumwollfelder, eine Freiluftausstellung alter Dampflokomotiven, und natürlich fehlte auch der Hamambesuch nicht!

 

Natürlich soll hier nicht das ganze Programm verraten werden. Nur so viel: Diese Reise lohnt sich!

 

Solche Ferien bieten mehr als Erholung und Abstand zum Alltag. Eine solche Reise bedeutet auch Horizonterweiterung, Austausch und Beziehung. Dass die schönen Erlebnisse noch nachklingen, zeigt unser immer noch aktiver Reisechat.